Hosea - Micha

 
 
 

Hosea

Das Buch Hos ist ab dem 8.Jh. v.Chr. entstanden. Hosea war neben Amos der einzige Schriftprophet, der im Nordreich Israel aufgetreten ist. Dort kritisierte er vor allem die kultischen Missstände (Baal-Verehrung) und sagte Israel das kommende Gericht an. Das Buch Hos lässt sich grob in drei Teile gliedern:


Hos 1-3 Hoseas Ehe als Bild für Israels Untreue und Gottes Treue
Hos 4-10 Hoseas Kritik an Priester und Propheten
Hos 11-14 Gottes Liebe zu Israel, dessen Undank und der Untergang Israels



In Hos 1-3 beschreibt der Prophet die Situation zwischen Gott und Volk mit dem Bild seiner eigenen Ehe. Hosea bekommt von Gott den Auftrag, sich eine Prostituierte zur Frau zu nehmen und mit

ihr Kinder zu zeugen. Die Prostituierte symbolisiert dabei Israel, das lieber fremden Göttern anhängt, als dem eigenen zu vertrauen. Mit dieser Frau bekommt Hosea insgesamt drei Kinder: Jesreel,

Lo-Ruhama und Lo-Ammi. Alle drei Namen stehen symbolisch für das kommende Gericht Gottes: Jesreel erinnert an die Blutschuld des Hauses Jehu. Dieser hat bei seiner Amtsübernahme

auf brutalste Art und Weise die Mitglieder des alten Königshauses ausgerottet. Dieses will Gott an seinem Hause rächen. Lo-Ruhama heißt auf Deutsch 'Kein Erbarmen'. Damit wird die Vorgehensweise Gottes gegenüber seinem Volk beschrieben. Und Lo-Ammi heißt 'Nicht mein Volk', womit JHWH das Bundesverhältnis zwischen ihm und Israel aufkündigt. Alle drei Namen weisen also auf das kommende Gericht voraus (alles Hos 1).
Hos 2 nimmt das Bild der Ehe auf und verheißt dem Volk Heil nach dem Gericht: Gott wird in seiner Treue zum Volk die Untreue des Volkes überwinden. So verspricht JHWH zu seinem Volk: Ich will mich mit dir verloben für alle Ewigkeit, ich will mich mit dir verloben in Gerechtigkeit und Recht, in Gnade und Barmherzigkeit. Ja, in Treue will ich mich mit dir verloben, und du wirst den HERRn erkennen (Hos 2,21f.). Das Gericht wird als Weg in die Wüste und wieder aus ihr heraus zurück ins Kulturland beschrieben. Die Exodustradition ist also im Hintergrund deutlich zu erkennen.
Hos 3 zeigt anschließend deutlich auf, dass JHWH die Hoffnung auf die Umkehr des Volkes immer noch nicht aufgegeben hat: Und der HERR sprach zu mir: Geh noch einmal hin und wirb um eine buhlerische und ehebrecherische Frau, wie denn der HERR um die Israeliten wirbt, obgleich sie sich zu fremden Göttern kehren udn Traubenkuchen lieben (Hos 3,1). Doch auch dieser Versuch endet in einer Gerichtsansage: Und ich sprach zu ihr: Lange Zeit sollst du bleiben, ohne zu huren und ohne einem Mann anzugehören, und auch ich will nicht zu dir eingehen. Denn lange Zeit werden die Israeliten ohne König und ohne Obere bleiben, ohne Opfer, ohne Steinmal, ohne Ephod und ohne Hausgott (Hos 3,3f.).

Mit Hos 4 beginnt Hoseas Klage über die Priester, die den Götzendienst der Israeliten unterstützen und gegen die politischen Führer Israels (bis Hos 10). In dieses Stück eingeschoben ist eine Notiz über den syrisch-ephraimitischen Krieg (Hos 5,8-6,6), der Ihnen bereits in Jes 7f. begegnet ist, und ein stilisierter Geschichtsrückblick in Hos 9,10-17, bei dem die Schuld Israels aus seiner Geschichte abgeleitet wird. Hos 10 bietet zum Abschluss die Ankündigung des Gerichts über das Königtum und den Götzendienst. Dieses ist nicht mehr abwendbar.

Hos 11-14 nimmt nochmals das Verhältnis Gott-Israel in Betracht. Hos 11 thematisiert Gottes Tat an Israel und Israels Undank, indem sie sich trotz der göttlichen Befreiung den Baalen zuwendeten. Hos 12 zeigt die ursprüngliche Bosheit Israels auf, indem auf die Erzählung von der Erschleichung des Erstgeburtssegen Bezug genommen wird (Gen 25). Die Folge für Israels dauerhafte Untreue wird der Untergang sein. Hos 13 begründet den Untergang nochmals und zeigt zusammen mit Hos 14 Schuld und Strafe (Zerstörung Samarias) auf.


Joel

Das Buch Joel besteht nur aus vier Kapiteln. Durchgängiges Thema des Buches ist Gottes Gericht. Trotz seiner Kürze kann das Buch in zwei Teile gegliedert werden: Joel 1f. behandelt göttliche Strafe, die zur Umkehr führen könnten, Joel 3f. das göttliche Gericht an den Völkern.

Joel 1f. beschreibt den Tag JHWHs, also den Gerichtstag, als eine große Heuschreckenplage, bei der die gesamten Nahrungsvorräte zerstört werden. Es gibt jedoch nach Joel 2 eine Möglichkeit, dem Gericht zu entkommen: die sofortige Umkehr zu JHWH: Doch auch jetzt noch, spricht der HERR, bekehret euch zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen! Zerreisst eure Herzen und nicht eure Kleider und bekehret euch zu dem HERRn, eurem Gott! Denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte, und es gereut ihn bald die Strafe (Joel 2,12f.). Den Abschluss des Kapitels bildet eine Gnadenzusage JHWHs.

Auf diese folgt in Joel 3 eine für die spätere christliche Theologie sehr wichtige Ankündigung: die Ausgießung des göttlichen Geistes als Schutzmittel im göttlichen Gericht: Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen (Joel 3,1). Sinn der Geistausgießung ist neben der Begabung zur visionären Schau der Schutz, wie Joel 3,5 betont. Notwendig ist dieser Schutz, da mit Joel 4 das Strafgericht Gottes über die Völker kommen wird. Israel aber bleibt in diesem Strafgericht verschont.

Die Perspektive der Errettung Israels im Gericht verdeutlicht den Ursprung dieses Buches: Es wurde in der nachexilischen Zeit verfasst, in der Juda / Jerusalem unter dauerhafter Fremdherrschaft stand. Die Hoffnung auf Befreiung wird in Joel 4 mit dem kommen des göttlichen Gerichts verbunden. Das Gericht an den Völkern ist der Moment, in dem Juda befreit werden wird.


Amos

Das Buch Amos besteht insgesamt aus neun Kapiteln, die wiederum in vier Abschnitte gegliedert werden können: Der erste Abschnitt Am 1f. besteht aus Fremdvölkerworten, die in Form von steigenden Zahlenreihen abgefasst sind. Diese wenden sich gegen Damaskus, Gaza, Tyros, Edom, Ammon, Moab und schließlich auf gegen Juda und Israel. In ihnen wird das göttliche Gericht an allen diesen Völkern beschrieben. Dass sich die Fremdvölkersprüche auch gegen das eigene Volk wenden, zeigt, wie der Prophet eine traditionelle Form übernimmt und sie im Sinne seiner eigenen Botschaft verfremdet. Der Tenor dieser Botschaft ist: Israel ist nicht besser als alle die Völker, die es umgeben.

Mit Am 3 setzt der zweite Teil des Am ein. Zwischen Am 3 und Am 6 finden sich Prophetenworte, mit denen Amos Israels Schuld aufweist und Israel das Gericht ansagt. Als Grund für das kommende Gericht führt er aber, anders noch als Hosea, nicht kultische, sondern soziale Missstände in Israel an.

Auffällig ist, dass sich in den ersten sechs Kapiteln keine Berufungserzählung des Propheten findet. Diese wird i.d.R. mit dem Visionszyklus in Am 7,1-9; 8,1-3 identifiziert. Allerdings wird hier nie von einem göttlichen Auftrag oder ähnlichem berichtet. Vielmehr wird Amos in die Zukunftsplanung Gottes eingeweiht und sieht sich dadurch aufgefordert, sein Volk vor dem Kommenden zu warnen. Dieser Visionszyklus stellt den dritten Teil des Buches dar. Die Visionen sind parallel aufgebaut. Amos schaut jeweils einen Gegenstand und erhält anschließend eine Interpretation dieses Gegenstandes durch Gott. Diese Interpretation ist immer eine Gerichtsansage. Bei den ersten beiden Ansagen kann Amos das göttliche Gericht noch durch Fürbitte abwenden, ab Vision 3 ist diese nicht mehr möglich und der Prophet muss einsehen, dass es kein Entrinnen mehr gibt.
Zwischen die Visionen ist ein eher biographischer Bericht gestellt, der davon berichtet, wie Amos aus dem Heiligtum in Beth-El, in dem der zwecks seiner Verkündigung aufgetreten ist, ausgewiesen wird. An die letzte Vision in Am 8 ist nochmals ein Wort gegen die Reichen angeschlossen.
Eine fünfte Vision findet sich in Am 9,1-6, die jedoch anders als die ersten vier Versionen gestaltet ist: Hier schaut Amos, wie JHWH den Tempel in Beth-El zerstört. In der Forschung ist man sich einig, dass diese Vision sekundär angehängt ist und nicht mehr vom historischen Propheten stammt.

In Am 9,11-15 findet sich der letzte Teil des Buches. Sekundär ist hier ein Heilswort angefügt, das die Wiederrichtung Israels nach dem erfolgten Gericht ankündigt. Interessant ist die Terminologie: Am 9,11 spricht von der zerfallenen Hütte Davids, was ja eher auf das Südreich Juda, und nicht auf das Nordreich Israel hinweist. Dieses ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Buch Amos im Südreich tradiert wurde und die in ihm angesagten Gerichtsschläge auch für das Südreich erwartet wurden.


Obadja

Das Buch des Propheten Obadja besteht nur aus einem Kapitel. Die Botschaft des Propheten richtet sich gegen das Land Edom, das nach der Besiegung Jerusalems durch die Babylonier die fliehende Bevölkerung an die Babylonier ausgeliefert hat. Dafür sagt Gott dem Volk Edom das Gericht an und verspricht die Rückgabe des Landes an sein Volk Israel. Dabei sollen die israelitischen Stämme Gebiete erhalten, die sie bei der Landnahme nicht bekommen konnten. Das Buch zeichnet also die kommende Heilszeit als eine Steigerung der einstigen Landnahme.


Jona

Das Buch Jona ist mehr eine Novelle als ein Prophetenbuch. In ihm wird die Geschichte des Propheten Jona erzählt, der versucht, einem göttlichen Auftrag zu entgehen, schließlich diesen Auftrag ausführen und dann mit ansehen muss, wie JHWH seine Drohungen nicht wahr macht. Ein Prophet in Anfechtung, so könnte man den Inhalt des Buches beschreiben.

In Jon 1 wird der Prophet von JHWH beauftragt, Ninive, der Hauptstadt des mächtigen assyrischen Reiches, den Untergang anzukünden. Jona aber möchte diesem Auftrag JHWHs entgehen und flieht vor ihm mit einer Schiffsbesatzung auf das Mittelmeer. Dort wiederum sucht Gott das Schiff mit einem mächtigen Sturm heim, so dass die Besatzung, um den Sturm zu lindern, Jona über Bord wirft. Daraufhin legt sich der Sturm.

Jon 2 berichtet davon, wie Jona im Meer treibend von einem großen Fisch verspeist wird. Im Bauch dieses Fisches betet Jona zu Gott und verspricht, sich an sein Gelübde zu halten. Daraufhin gebietet Gott dem Fisch, Jona auszuspucken. So wird der Prophet gerettet.

Jon 3 spielt nun endlich in Ninive, wo der Prophet ja von Anfang an hin sollte. Er verkündet der Stadt den Untergang und findet bei den Leuten gegen seine eigene Erwartung Gehör. Sie verändern ihr Leben und tun Buße vor JHWH, so dass dieser nicht zum Gerichtsschlag ausholt.

Dieses aber erzürnt Jona, wie Jon 4 erzählt. Jona sitzt außerhalb der Stadt und klagt über das, was JHWH ihm zugemutet hat. Gott aber lässt ihn nicht im Stich und gibt Jona das, was er in seiner Situation braucht (eine Staude als Schattenspender). Die Staude aber lässt Gott im Morgengrauen eingehen, so dass Jona in der prallen Mittagssonne sitzen muss. Jonas wünscht sich den Tod, weil er JHWH nicht für gerecht hält. Daraufhin stellt JHWH ihm die für dieses Buch entscheidende Frage: Und der HERR sprach: Dich jammert die Staude, um die du dich nicht gemüht hast, hast sie auch nicht aufgezogen, die in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb, und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als einhundertzwanzigtausend Menschen sind, die nicht wisse, was rechts und links ist, dazu auch viele Tiere? (Jon 4,10f.). Mit diese Frage endet das Buch. Mit der abschließenden Frage setzt die Jona-Erzählung ihren Schwerpunkt auf das, was das göttliche Gericht für ihn selber bedeutet: Anzusehen, wie das, was er geschaffen hat, zerstört wird. Wie schwer es sich Gott mit seinem Strafgericht gemacht hat, wird an diesem Bild deutlich.


Micha

Mit dem Buch Mi folgt nochmals eines der längeren Bücher des Dodekapropheton. Mi umfasst insgesamt 7 Kapitel, die sich in 3 Teile gliedern lassen:




Die Grundschicht des Mi geht in das 8.Jh. v.Chr. zurück. Micha war ein etwas jüngerer Zeitgenosse Jesajas, trat also zu einer Zeit auf, zu der Jerusalem unter der Gefahr stand, von den Assyrern erobert zu werden. Diese Gefahr interpretiert der Prophet als göttliche Gerichtsdrohung für begangene Schuld. Diese Gerichtsandrohung findet sich direkt zu Beginn des Buches in Mi 1. Mi 2 fährt dann mit einem Weheruf über die Jerusalemer Machthaber fort, die das Volk ausbeuten. Sekundär angehangen ist in Mi 2 eine Heilsverheißung. Mi 3 wendet sich dann erneut gegen die Jerusalemer Machthaber und sagt ihnen das Gericht an. Die Schuld für das kommende Unheil sieht Micha also eindeutig bei den Mächtigen im Staate.

Mit Mi 4 bricht die Botschaft des Prophetenbuches um. D.h. wir finden ab hier spätere Heilszusätze, die nichts mehr mit der eigentlichen Verkündigung des historischen Propheten zu tun haben. Mi 4 beschreibt das kommende Friedensreich, zu dem die Völker zum Zion ziehen werden und JHWH als den einzigen Gott anerkennen. Zur gleichen Zeit wird Gott sein zerstreutes Volk am Zion sammeln. Dass wir uns also schon in der exilisch / nachexilischen Zeit befinden, wird deutlich.
Mi 5 bietet dann eine weitere Herrscherweissagung, die sich auf in Jes 2 findet. In Mi 5 wird das Kommen des neuen Herrschers aus Bethlehem erwartet: Und du, Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist (Mi 5,1).

Mit Mi 6 setzt der letzte Teil des Buches ein. In Mi 6 wird zunächst definiert, was ein Gott gefälliges Leben ist, d.h. wie der Mensch den Dienst an Gott in seinem Leben umsetzen kann. Danach wendet sich der Prophet gegen die Missstände in Jerusalem und klagt über die Verdorbenheit des Volkes (Mi 7). Diese Klage führt abschließend in ein Freudenlied über Gottes Gnade, in dem die Hoffnung der nachgerichtlichen Zeit deutlich zum Ausdruck kommt: Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die übrig geblieben sind von seinem Erbteil; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er ist barmherzig (Mi 7,18).

 

Die Zwölfpropheten-Rolle

Auf dieser Rolle sind zwölf prophetische Schriften gesammelt, die aus unterschiedlichen historischen Epochen stammen. Das älteste unter ihnen Amos, das jüngste Maleachi. Während Amos im 8.Jh. v.Chr. im Nordreich Israel auftrat und zur vorexilischen Prophetie zu rechnen ist, ist das Buch Maleachi erst im 5.Jh. v.Chr. (die Grundschicht wird ca. ab 480 v.Chr. angesetzt) entstanden. Ähnlich den sog. großen Propheten ist auch bei dieser Schriftrolle mit einem längeren Redaktionsprozess sowohl der einzelnen Bücher als auch der gesamten Schriftrolle zu rechnen. Gründe für spätere Redaktionen sind auch hier wieder die Verifizierung der Botschaft der Propheten, die Verlegung der Zukunftserwartung oder eine thematische Ausweitung. Insgesamt sind die Schriften unterschiedlich lang. Während das erste Buch Hos 14 Kapitel beinhaltet, besteht das Buch Obd aus einen einzigen Kapitel.

,Jona predigt zu den Niniviten‘ (G. Doré, 1183)

Aufgabe 23: Lesen Sie das Buch Jona. Für den Schulunterricht werden Sie das Buch häufig benötigen, so dass Sie gut mit ihm vertraut sein sollten.